Interview: Ulrich Engel OP über Sprache und Macht in der Kirche

Logo: katholisch.de

[19.11.2019] Die Sprache der Kirche zementiere überkommene Machtstrukturen, die heute nicht mehr vermittelbar seien, sagt Prof. Dr. Ulrich Engel OP im katholisch.de-Interview. Diese Sprache könne auch Missbrauch begünstigen. Deshalb fordert er einschneidende Änderungen. Engel ist Professor für Philosophisch-theologische Grenzfragen an der PTH Münster und leitet zusammen mit einem Mitbruder das von seinem Orden getragene philosophisch-theologische Forschungszentrum Institut M.-Dominique Chenu in Berlin. Im Zuge seiner Arbeit hat er sich auch mit Sprache und Kommunikationsstrukturen der Kirche auseinandergesetzt. Auf beiden Ebenen habe sie bereits Macht missbraucht, findet er.

(…)

Frage: Herr Engel, wie ist in der Kirche durch Kommunikation Macht missbraucht worden?

Engel: Für unsere Kommunikation brauchen wir Sprache. Immer da, wo wir Sprache verwenden, werden auch Machtverhältnisse mittransportiert. Ein Beispiel: Wir benutzen in der Kirche ganz selbstverständlich das Wort "Pastoral", wir kennen den "Pastor", den Hirten – ein biblisches Bild. Aber da, wo wir diese Begriffe benutzen, schwingt auch die Pastoralmacht mit. Es gibt Abhängigkeits- und Unterwerfungsverhältnisse. Wenn sich jemand freiwillig unterwirft, kann das positiv sein, weil dieser Akt auf Erfahrungen und Entscheidungen beruht. Es kann aber auch sein, dass solche Verhältnisse aufgrund von Strukturen unfrei sind. Die Rede vom "Hirten" und der "Herde" ist nicht unschuldig. Dieses Sprachbild kann auch missbraucht werden. Das heißt nicht, dass wir jedes Mal Missbrauch betreiben, wenn wir von "Pastor" und "Pastoral" reden. Aber es ist ein naheliegendes Beispiel, wie unsere Sprache, unsere Kommunikation mit potentiellem Missbrauch verknüpft ist.

(…)

Frage: Ist diese Reform der Sprache und der Kommunikationsstrukturen überhaupt denkbar?

Engel: Sprache und Leben hängen ganz wesentlich zusammen. Wenn wir keine gendergerechte Sprache finden, werden wir auch keine gendergerechten Partizipationsformen finden. Und vice versa. Ich bin fest davon überzeugt: Wenn man etwas ändern wollte, könnte man das tun. Es soll niemand sagen, in der katholischen Kirche könne es wegen ihrer hierarchischen Verfassung keine demokratischen Elemente geben! Ich bin Mitglied des Dominikanerordens. Seit 803 Jahren haben die Predigerbrüder eine kirchlich anerkannte demokratische Verfassung, wo alle Ämter von allen Ordensmitgliedern auf Zeit gewählt werden. Warum soll das nicht auf die gesamte Kirche übertragbar sein? Ich sehe keinen Grund, warum nicht alle Getauften als Gleiche unter Gleichen mitentscheiden sollen. Und um das Gegenargument sofort zu entkräften: Demokratisch verfasste Partizipation und Gehorsam müssen sich nicht notwendigerweise ausschließen. Denn wir haben in der Kirche nicht zuerst Bischöfen oder sonstigen Oberen gehorsam zu sein, sondern zuerst und vor allem Gott!

 

Das ganze Interview auf der Website von katholisch.de >> 

 

 

 

 

 

 

Lehrveranstaltungen SoSe 2023


 
Christian Bauer OPL
• Modulkurs: Explorative Theologie (Münster) >>
• VL: Theologie - eine Quelle pastoraler Kreativität (Münster) >>
• Oberseminare I + II (Münster) >>
  
 
Thomas Eggensperger OP
VL: Christl. Sozialethik im urbanen Raum (CTS Berlin) >>
• WW: Theologie trifft Politik (CTS Berlin) >>
• SE: Religion trifft Politik (Potsdam) >>
 
Ulrich Engel OP
• WW: Theologie trifft Politik (CTS Berlin) >>
• SE: Religion trifft Politik (Potsdam) >>
 
Dennis Halft OP
 VL: Einführung in Koran und Hermeneutik der Schriften (Trier) >>
• VL: Trialogische Erkundungen (Trier) >>
SE: Interreligiöse Begegnungen im Heiligen Land (Trier) >>
 
 
 

Empfehlungen



Institutsbibliothek

powered by

ONLINE-KATALOG
(ca. 25.000 Titel)

B Ü C H E R S U C H E  >>



WORT UND ANTWORT
Zeitschrift der Dominikaner >>
wua_logo neu.jpg



CTS Berlin Campus für Theologie und Spiritualität Berlin >>



Das IMDC ist Mitglied des
Wissenschaftsverbunds Albertus Magnus >>


 

Aktuelles Thema:
Espaces Network: Dominican Reflection on the Phenomenon of Migration to Europe (DE, EN, FR) >>


 

Book recommendation:

E. Van Stichel / Th. Eggensperger OP / M. Kalsky / U. Engel OP (Eds.), Fullness of Life and Justice for All: Dominican Perspectives, ATF Theology Adelaide, Australia 2020, 380 pp., ca. 20-25 €

Order via Amazon.de >>

Order via ATF Press >> 

 

What is Dominican Theology?
Was ist dominikanische Theologie? 

Read more >> 
Lesen Sie mehr >> 



Web-Links zum Dominikanerorden:
- International >>
- Deutschland/Teutonia >>
- Süddeutschl./Österreich >>
- Dominikaner werden >>
- Noviziat >>
- Dominikanerinnen >>
- Dominikanische Laien >>

Web-Links zu IMDC-Partnern:
- KSG Berlin >>
-
CTS Berlin >>
- Fakultät San Esteban >>
- Wort und Antwort >>
- PTH Münster >>
- Uni Potsdam (LER) >>
- IPH >>
- IGDom >>
- KAAD >>
- Friends of Sophia >>


 

 

Institut M.-Dominique Chenu

Schwedter Straße 23
D-10119 Berlin Deutschland
Fon +49 30 51571129
Fax +49 3212 1332175

sekretariat@institut-chenu.info
www.institut-chenu.eu

 

Bankverbindung

Institut M.-Dominique Chenu
Konto: 30079 00197
Bank im Bistum Essen eG
BLZ: 360 602 95
IBAN: DE70 3606 0295 3007 9001 97
BIC: GENODED1BBE