Ulrich Engel OP: Fortbildungsklausur für die Bistumsleitung

 


[12.2.2016] Zu Beginn der Fastenzeit führte Prof. Dr. Ulrich Engel OP eine zweitägige Fortbildung für die Leitung des Erzbistums Paderborn durch. Im Gästehaus des Benediktinerinnenklosters Herstelle in Ostwestfalen trafen am 9./10. Februar 2016 der Geistliche Rat – u.a. Erzbischof Hans-Josef Becker, die drei Weihbischöfe und der Generalvikar – sowie die Konferenz der Hauptabteilungsleiter zu ihrer jährlichen Klausur zusammen. Im Mittelpunkt der Zusammenkunft stand das sog. „Zukunftsbild“ für das Erzbistum Paderborn und seine konkrete Umsetzung in der gemeindlichen und außergemeindlichen Praxis. In vier Schritten präsentierte Engel – unterstützt durch die Moderatorin Jutta Tacke (Tacke Consult, Meschede) und Domvikar Msgr. Dr. Michael Bredeck (Paderborn) – den Anwesenden Impulse zur theologischen Vertiefung, zur spirituellen Durchdringung des Leibildes, zu dazu notwendigen pastoralen Haltungen und für eine professionelle Praxis einer partizipativ agierenden Leitung. Ausgehend von einer hermeneutischen Überprüfung des eigenen Blickwinkels (Bilder – auch Zukunftsbilder – sind interpretationsbedürftig) skizzierte Engel die Phänomene der postmodernen Optionsgesellschaft als „Zeichen der Zeit“ (Vaticanum II, Pastoralkonstitution „Gaudium et spes“, Nr. 4). Die mit der Vervielfachung der persönlichen Optionen einhergehenden verbundenen Pluralitäten und Konkurrenzen  prägen auch die pastorale Praxis der Kirchen. Hier sind von den Verantwortlichen an der Spitze des Erzbistums Kommunikation und Partizipation, aber auch Leitung und Entscheidung gefordert. Am Beispiel der 800jährigen demokratischen Verfassungs- und Leitungspraxis im Dominikanerorden zeigte Engel spirituelle Haltungen – Vertrauen und Verantwortung – auf, die kollektive Prozesse der Entscheidungsfindung stützen und fördern können. Ihre systematisch-theologische Begründung findet eine solche Praxis in einer Theologie der Inkarnation, wie sie z.B. der französischen Dominikanertheologe Marie-Dominique Chenu (1895-1990) seinerzeit entworfen hat.

 

 

 

 

Forschungsprojekt: Reise nach México und in die USA

 

 

[8.2.2016] Vom 25. Januar bis zum 6. Februar 2016 unternahmen Dr. Bernd Beermann OFMCap (Kapuzinerkloster Münster), Prof. Dr. Thomas Dienberg OFMCap (PTH Münster), Prof. Dr. Thomas Eggensperger OP (IMDC Berlin / PTH Münster), Prof. Dr. Ulrich Engel OP (IMDC Berlin / PTH Münster) und Bernhard Kohl OP, Dipl.-Theol. (IMDC Berlin) eine Forschungsreise, die sie nach México und in die USA (Kalifornien) führte. Im Rahmen des aktuellen, vom Institut M.-Dominique Chenu Berlin (Dominikaner) und der Philosophisch-Theologischen Hochschule Münster (Kapuziner) gemeinsam durchgeführten Forschungsprojekts zum Thema Gemeinschaft und Individualisierung. Was hält Gesellschaft, Kirche und Orden zusammen?“ (2014-2016) besuchte das Team u.a. die Universidad Iberoamericana Santa Fé, México D.F., die Universidad Iberoamericana Tijuana, die nordöstlich gelegene mexikanische Diözese Saltillo, die Franciscan School of Theology, Ocean Side, San Diego, und die University of San Diego. Einen Schwerpunkt der Studien und Diskussionen markierte der Grenzzaun zwischen México und den USA.

Im Rahmen der Catedra Kino in Tijuana diskutierte Bernhard Kohl mit dem Theologen Prof. Dr. h.c. Orlando Espin, PhD (University of San Diego) und dem US-amerikanisch-mexikanischen Theologen Prof. Dr. Angel Méndez Montoya OP (Universidad Iberoamericana Santa Fé) zum Thema Migration. Der ein- bzw. ausschließende Charakter der Demarkationslinie macht diese – so die Überlegung im Vorfeld der Forschungsreise, zu einem „locus theologicus“ (theologischen Ort). An der Grenze – ein „Zeichen der Zeit“, das es im Licht des Evangelium theologisch zu deuten gilt (vgl. Vaticanum II, Gaudium et spes, 4) wird über Leben und Tod, über communitas (Gemeinschaft) oder Exklusion entschieden. Während Espin Nationalstaatlichkeit und Grenzregime grundsätzlich in Frage stellte, plädierte Kohl im Anschluss an Derrida für eine Praxis der Gastfreundschaft gegenüber der absoluten Andersheit der Anderen. Méndez Montoya wiederum forderte neue, auf Inklusion gerichtete eucharistische Praktiken ein; er tat dies vor dem Hintergrund der massiven Migration der internationalen Lebensmittelproduktion von México in die USA. In der „Casa del Migrantes“, einer Einrichtung der Diözese Saltillo, konnten wir uns vor Ort in Gesprächen mit Betroffenen aus Mittelamerika (Honduras, Guatemala, El Salvador, Nicaragua u.a.) sowie mit Mitarbeiter/-innen der Einrichtung über die Situation der Migrant/-innen auf ihrem gefahrvollen Weg in die USA überzeugen. Über die politischen Hintergründe informierten uns die Verantwortliche der Menschenrechts-Kommission FUNDEC des Bistums, Blanca Martínez, und einige ihrer sehr engagierten ehrenamtlichen Mitstreiter/-innen. Dass für die Menschenrechte auch öffentlich Stellung bezogen werden muss, zeigte der Bischof von Saltillo, Don Raul Vera López OP, am Sonntag in seiner Predigt. Im Blick auf seine deutlichen Worte zum Thema Arbeitslosigkeit wundert es letztlich kaum, dass Sonntag für Sonntag TV-Sender, Radiostationen und die Printmedien ihre Vertreter/-innen in die Messe entsenden und dass Don Raul nach der Messe zur Pressekonferenz in die Sakristei einlädt. Vor dem Gottesdienst hatte Bischof Vera die deutschen Dominikaner und Kapuziner zum Frühstück empfangen und ihnen u.a. seine Initiative für eine neue mexikanische Verfassung vorgestellt. Diese soll – auch das gehört zum Thema „Gemeinschaft“, der weitverbreiteten Korruption im Lande Einhalt gebieten und vor allem die einfachen und armen Menschen am zivilgesellschaftlichen Prozess beteiligen.  

Auch den Migrant/-innen, denen es gelingt, in die USA zu gelangen, erwartet dort nicht das Paradies. Illegal und oftmals am Rande des Existenzminimums lebend, finanziell der Familie „zu Hause“ verpflichtet, haben sie Polizei, Migrationsbehörden und wirtschaftliche Ausbeutung zu fürchten. Zugleich verändern sie die Kirchen; nicht zuletzt die katholische Kirche in den südlichen Grenzstaaten des Landes wandelt sich zunehmend mehr hin in Richtung einer hispanoamerikanischen Gemeinschaft. Über diese Entwicklung und ihren Einfluss auf das Theologietreiben (im Sinne einer US-amerikanischen Latino-Theologie) konnte die deutsche Delegation in Ocean Side (bei San Diego) mit Professoren der Franciscan School of Theology und in der Stadt selbst der University of San Diego ins Gespräch kommen. Diese versuchen auf fachlich ganz unterschiedliche Weise (pastoral-/theologisch, philosophisch, ethnologisch, ökonomisch, kulturwissenschaftlich etc.), die Grenzerfahrungen ihrer Studierenden in das Curriculum der verschiedenen Studiengänge und Spezialstudien einzubauen. Ziel der Arbeit im Zusammenspiel von wissenschaftlicher Reflexion und konkreten Praxiserfahrungen vor Ort ist es, Community Building zu ermöglichen. Hierin sahen einige der beteiligten Gesprächspartner eine Aufgabe, die vor allem den religiösen Orden zukomme.

Die ekklesiologischen Implikationen dieser Herausforderungen waren schon zu Beginn der Reise in Santa Fé mit den beiden am dortigen Departmento de Sciencia Reiligiosas lehrenden Wissenschaftlern Méndez Montoya und José de Jesús Legorreta Zepeda diskutiert worden. Dabei wurde deutlich, dass alle überlieferten Formen der kirchlichen Vergemeinschaftung sich in enger Interaktion mit den gesellschaftlichen Verhältnissen des jeweiligen Kontextes und den dort gelebten Gemeinschaftsvorstellungen und -praktiken entwickelt haben – und somit durch Zeit immer Wandlungen unterworfen waren. Vor allem im Rahmen einer globalisierten, pluralen Welt wird es entsprechend „nur“ noch kontextgebundene Ekklesiologien im Plural geben. Und das ist gut so... (UE)

 

 

 

 

800 Jahre Dominikanerorden: "Verkündigung im Dialog - Ortsbestimmungen"

[16.01.2016] "Dominikanische Verkündigung im Dialog - Ortsbestimmungen": Unter diesem Titel fand vom 4.-6. Januar 2016 eine dominikanische Studientagung anlässlich der 800-Jahr-Feier des Predigerordens im Erbacher Hof in Mainz statt. Etwa 70 Mitglieder der dominikanischen Familie - Schwestern, Brüder und Laien - wie auch interessierte Gäste setzten sich mit einer zeitgemäßen Verortung der Verkündigung der frohen Botschaft auseinander. Dabei wurden nicht nur die klassischen innerkirchlich-sakralen Verkündigungsorte in den Blick genommen, sondern vor allem auch "Anders-Orte", wie sie Michel Foucault nennt: Nichtkirchliche, interreligiöse oder säkulare Orte also - Orte an den Rändern von Kirche und Gesellschaft, die seit jeher dominikanische Verkündigung prägen.

Vorbereitet und durchgeführt wurde die Tagung von den vier Instituten in der Provinz Teutonia: IGDom (Institut zur Erforschung der Geschichte des Dominikanerordens im deutschen Sprachraum), IMDC (Institut M.-Dominique Chenu), IPH (Institut für Pastoralhomiletik) und DICIG (Dominikanisches Institut für christlich-islamische Geschichte). So nahmen die Referenten der Institute aus ihrer jeweiligen Perspektive Ortsbestimmungen dominikanischer Verkündigung vor: Das IGDom beleuchtete die Organisation des Raumes mittelalterlicher Dominikanerkirchen im Spiegel ihrer Nutzung. Gastfreundschaft als Bedingung für eine dominikanische Verkündigung im Dialog war der Focus des IMDC (Bernhard Kohl OP, Dipl.-Theol.; Prof. Dr. Gerhard Hotze, PTH Münster). Wie sieht ein gemeinsamer Glaube in Zeiten der Individualisierung aus? Diesem Thema widmete sich das IPH und das DICIG fragte nach den Auswirkungen von historisch-gesellschaftlichen Veränderungen auf den christlich-islamischen Dialog.

Verschiedene Workshops - u.a. zum Thema "Kirche geht (auch) anders: Verkündigung an Anders-Orten" (Prof. Dr. Ulrich Engel OP, IMDC / PTH Münster) - ergänzten das Programm. Eine von Prof. Dr. Thomas Eggensperger OP (IMDC / PTH Münster) in seiner Eigenschaft als Studienregens der norddeutschen Ordensprovinz moderierte Abschlussrunde suchte den Ertrag der Tagung für die zukünftige Ausrichtung des dominikanischen Apostolats in Deutschland und Österreich zu sichern.

→ Mehr Informationen zum 800-Jahr-Jubiläum des Dominikanerordens (Englisch) >>

 

 

 

Page 88 of 121

Lehrveranstaltungen SoSe 2023


 
Christian Bauer OPL
• Modulkurs: Explorative Theologie (Münster) >>
• VL: Theologie - eine Quelle pastoraler Kreativität (Münster) >>
• Oberseminare I + II (Münster) >>
  
 
Thomas Eggensperger OP
VL: Christl. Sozialethik im urbanen Raum (CTS Berlin) >>
• WW: Theologie trifft Politik (CTS Berlin) >>
• SE: Religion trifft Politik (Potsdam) >>
 
Ulrich Engel OP
• WW: Theologie trifft Politik (CTS Berlin) >>
• SE: Religion trifft Politik (Potsdam) >>
 
Dennis Halft OP
 VL: Einführung in Koran und Hermeneutik der Schriften (Trier) >>
• VL: Trialogische Erkundungen (Trier) >>
SE: Interreligiöse Begegnungen im Heiligen Land (Trier) >>
 
 
 

Empfehlungen



Institutsbibliothek

powered by

ONLINE-KATALOG
(ca. 25.000 Titel)

B Ü C H E R S U C H E  >>



WORT UND ANTWORT
Zeitschrift der Dominikaner >>
wua_logo neu.jpg



CTS Berlin Campus für Theologie und Spiritualität Berlin >>



Das IMDC ist Mitglied des
Wissenschaftsverbunds Albertus Magnus >>


 

Aktuelles Thema:
Espaces Network: Dominican Reflection on the Phenomenon of Migration to Europe (DE, EN, FR) >>


 

Book recommendation:

E. Van Stichel / Th. Eggensperger OP / M. Kalsky / U. Engel OP (Eds.), Fullness of Life and Justice for All: Dominican Perspectives, ATF Theology Adelaide, Australia 2020, 380 pp., ca. 20-25 €

Order via Amazon.de >>

Order via ATF Press >> 

 

What is Dominican Theology?
Was ist dominikanische Theologie? 

Read more >> 
Lesen Sie mehr >> 



Web-Links zum Dominikanerorden:
- International >>
- Deutschland/Teutonia >>
- Süddeutschl./Österreich >>
- Dominikaner werden >>
- Noviziat >>
- Dominikanerinnen >>
- Dominikanische Laien >>

Web-Links zu IMDC-Partnern:
- KSG Berlin >>
-
CTS Berlin >>
- Fakultät San Esteban >>
- Wort und Antwort >>
- PTH Münster >>
- Uni Potsdam (LER) >>
- IPH >>
- IGDom >>
- KAAD >>
- Friends of Sophia >>


 

 

Institut M.-Dominique Chenu

Schwedter Straße 23
D-10119 Berlin Deutschland
Fon +49 30 51571129
Fax +49 3212 1332175

sekretariat@institut-chenu.info
www.institut-chenu.eu

 

Bankverbindung

Institut M.-Dominique Chenu
Konto: 30079 00197
Bank im Bistum Essen eG
BLZ: 360 602 95
IBAN: DE70 3606 0295 3007 9001 97
BIC: GENODED1BBE